(von: Sascha Clement) Die sogenannte Theodizėefrage, also die Frage nach der Gerechtigkeit (dikaios) Gottes (theos) ist vermutlich die mit Abstand schwierigste Frage speziell der christlichen Theologie.
Wie kann ein allmächtiger, guter Gott das Leid der Welt zulassen? Wie konnte er die Shoa, die systematische Vernichtung jüdischgläubiger Deutscher und anderer jüdischgläubiger Europäer zulassen? Hätte er nicht eingreifen müssen?
Wo aber wäre die Freiheit für den Menschen, wo wäre der freie Wille der Menschen, wenn alles bis in das Letzte vorherbestimmt wäre? Die Allmacht Gottes ist schon vom Gedanken her paradox (aber NICHT unlogisch!). Denn Allmacht heißt ja auch, sich selber die Allmacht einzuschränken oder gar zu nehmen. Genau darauf basiert ja auch der Kreuzestod. Gott, das allmächtige Wesen, macht sich zum ohnmächtigsten Wesen der Welt, um uns nahe zu sein.
Gott begleitet uns durch alle Lebenslagen, er KÖNNTE natürlich nach christlicher Lesart lenkend eingreifen, das aber nur mit der Folge, dass die Menschen ihre Freiheit verlieren, sklavisch einem bereits vorbestimmten Schicksal ausgeliefert sind.
Dies - das möchte ich betonen - sind aber nur meine - theologisch fundierten - Gedanken zur Theodizéefrage, letztlich wird sie wohl nicht zu lösen sein.
Eine Nichtexistenz eines Gottes lässt sich daraus allerdings NICHT automatisch ableiten. |